Monday, 29 April 2024
Wenn Häuser umziehen
Umwelt

Wenn Häuser umziehen

MOME

Ein Heim mit isolierten Wänden, einem Dach, Strom und einer Toilette. Für uns selbstverständlich – für große Teile der Weltbevölkerung unvorstellbar. Im südlichen Afrika nimmt Architekt Roel Rutgers das Problem in Angriff und schafft für Menschen in Slum-Gebieten ein sicheres Zuhause.

Die Wellblechhäuser glitzern in der Sonne und bilden einen schimmernden Ring um Namibias Hauptstadt Windhoek. Zumindest aus der Vogelperspektive. Denn je näher wir der informellen Besiedlung Okuryangava kommen, desto klarer wird die düstere Realität der funkelnden Häuser. Informelle Besiedelung ist eigentlich nur das politisch korrekte Wort für Slum.

Hier leben die Menschen in selbstgebauten Hütten aus Wellblech und anderem Abfallmetall. Müll säumt die Straßen und der Geruch von Abwasser durchdringt die Luft. Nur, dass es kein Abwassersystem gibt. Die einzigen Toiletten der Siedlung sind öffentlich und meist ein Loch im Boden. Entleert oder gesäubert wird es nicht, sodass sich der Unrat langsam seinen Weg durch die hügelige Landschaft abwärts bahnt.

Auch fließendes Wasser ist nur an einigen öffentlichen Stellen verfügbar, wo Menschen duschen und Wasser zum Kochen und Putzen holen. Beides ist eine Herausforderung, da die meisten Häuser keinen Strom haben und die Böden aus Erde bestehen. Auch Einbruch und Diebstahl ist aufgrund der hohen Arbeitslosigkeitsrate in Namibia (ungefähr 34%) ein großes Problem, besonders in den Slums.

Im Kampf gegen Afrikas Wohnkrise

Und trotzdem: Der Glaube an eine bessere Zukunft treibt die Menschen an. Wir bleiben vor einer der Wellblechhütten stehen; ein junges Mädchen begrüßt uns lächelnd. Lucia ist eine Bewohnerin Okuryangavas. Ich besuche sie mit Roel Rutgers, einem niederländischen Architekten, der nach Namibia zog, um ihr zu helfen. Nicht ihr speziell, vielmehr allen in ihrer Lage. Denn als Rutgers auf einer Reise die Bedingungen sah, unter denen die meisten Menschen leben, beschloss er ihrer Hoffnung einen Grund zu geben.

2016 gründete er deshalb MOME. Gemeinsam mit seinem namibischen Team baut Rutgers modulare Häuser. Ihre Wände bestehen aus Dämmschaum und isolieren fünfmal besser, als die gewöhnlichen Backsteinhäuser der Region. Auch vor Einbruch schützen die verschließbaren Türen und Elektrizität kommt von modernen Solaranlagen am Dach. Die eingebaute Trockentoilette ist dank Streugut geruchslos und muss nur einmal jährlich geleert werden. Die Häuser sind dabei an Okuryangavas Mietpreise angepasst und leistbar für seine Bewohner.

Wichtigstes Merkmal des MOME Hauses ist jedoch seine Zerlegbarkeit. So kann es schnell zusammen- und auseinandergebaut werden – wie Lego. Denn Menschen, die in Gebieten wie Okuryangava leben, sind offiziell Besetzer und müssen ihren Wohnort häufig räumen, wenn der Landbesitzer ihre Anwesenheit nicht mehr duldet. Da es möglich ist, modulare Häuser von MOME schnell zu demontieren, können sie ihr Zuhause zumindest mitnehmen.

Welche Lösung hat Ihr Unternehmen für die Herausforderungen der Menschen?

About the Author

Manon Steiner

Manon Steiner Ich bin Manon, leidenschaftliche Autorin, Redakteurin und Videografin. Mit der Zeitverlagerte sich meine Arbeit von Print zu Online und vom journalistischen Schreiben zu Content Management und Digital Marketing. Ich bin stets auf der Suche nach spannenden Projekten und liebe es, Geschichten zu erzählen, die es Menschen erlauben, eine andere Perspektive einzunehmen. In meiner Freizeit konzipiere und produziere ich Mini-Dokus über Kulturen, Startups, Menschen und was sonst unser Leben interessant und vielfältig macht.