Tuesday, 14 May 2024
#folge 1
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#folge 1

„Da ist zu viel unverstanden“
Vertrauen und Verständnis: Das sind die zwei größten Herausforderungen für Heiko Beier, wenn er von künstlicher Intelligenz spricht. Das technisch vieles machbar ist, weiß der Physiker, Philosoph, Professor und Chef eines KI-Unternehmens noch aus seiner Zeit als Teilchenphysiker am DESY in Hamburg.

Zwei Jahrzehnte ist es her, als Heiko Beier im Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg arbeitete. Schon damals nutzte der Physiker Algorithmen dafür, um Hypothesen anhand von neuronalen Netzen zu überprüfen. „Die Grundidee von künstlicher Intelligenz (KI) ist nicht neu“, sagt Beier, „die Skalierbarkeit und Wirtschaftlichkeit haben allerdings in den letzten Jahren enorm zugenommen.“ Während früher hohe Summen an Forschungsgeldern für die Detektion und Analyse der Daten ausgegeben werden mussten, um mehrere Großrechner global miteinander zu vernetzen, übernehmen heute wenige Rechner recht unkompliziert die gleichen Aufgaben.

Die Intelligenz
Im Prinzip funktioniert die menschliche wie die künstliche Intelligenz. Irgend etwas erregt Aufmerksamkeit. Sei es eine SMS, in der ein Treffen um zwei Stunden verschoben wird, eine Fräsmaschine, die beginnt zu stottern und zu ruckeln oder ein Kind, das schreit. Was auch immer passiert ist: Fast automatisch bewertet man dieses Vorkommnis und reagiert auf diese Situation. Informationen werden interpretiert und gedeutet, Schlüsse daraus gezogen und entsprechend gehandelt, der Terminkalender umsortiert, die Maschine überprüft, das Kind beruhigt. Die SMS könnte auch eine Maschine bereits lesen und auch über Sensoren interpretieren, worin das Problem bei der Maschine besteht. Komplizierter wird es, wenn es Emotionen ins Spiel kommen.

Wie viel Autonomie einer Maschine zugestehen?
„Maschinelles Lernen ist fähig, eine Sache sehr gut zu tun“, erläutert Beier, „und es wird umso besser, je mehr Daten zur Verfügung stehen.“ So können Maschinen inzwischen darauf trainiert werden, zu erkennen, worüber sich Menschen unterhalten. Sie lernen sogar, während des Sprechens ein Nicken als Zustimmung zu interpretieren und dies der Aussage zuzuordnen. Sowohl Text als auch ein Video sind potenziell in der Lage dazu, einer Maschine zu erklären, in welcher Stimmung sich das Kind gerade befindet, das schreit, potenziell auch, wie man es beruhigt. „Die entscheidende Frage ist“, gibt Philosoph Beier zu Bedenken, „welche Autonomie wollen wir der Maschine zugestehen?“

„Entmystifizieren, um damit umgehen zu können“
Und das ist gerade vor dem Hintergrund eine interessante Frage, da sich das Thema künstliche Intelligenz derzeit (mal wieder) auf einem Hype befindet, „erzeugt von großen Unternehmen, die ihre Zukunft und ihr Wachstum in diesem Thema sehen“, wie Beier bemerkt. Nach dem Hype folgt bekanntlich die Talfahrt. Erwartungen werden geweckt, aber nicht erfüllt.

About the Author

Andreas Schmitz

Andreas Schmitz Socialized in the Ruhrpott and in Hamburg, I now live in Munich. As a journalist and graduate engineer I deal a lot with technical and scientific topics, especially those that have not yet really arrived in companies and in society. In the fruitful time of independent journalism I wrote for brandeins, Wirtschaftswoche, Welt am Sonntag and Bild der Wissenschaft among others, today I concentrate on cooperation with companies. The reason for this is simple: The need for information is enormous. And that's where innovation comes from.